Eine Kurzfassung der Keynote von Bahnchef Grube mit ersten Fotos gab es ja bereits gestern im Blog. Hier geht es um Veranstaltungen am zweiten Kongresstag.
Studie „Profession Pressesprecher“
René Seidenglanz und Günter Bentele stellten zu Beginn des zweiten Kongress-Tages die aktualisierten Ergebnisse der Studie „Profession Pressesprecher“ vor. Eine Zusammenfassung hat der pressesprecher heute geliefert. Ein paar Fakten daraus: fast ein Drittel der befragten Pressesprecher haben zuvor als Journalist gearbeitet. Und 90 Prozent der Befragten gaben an, ein Studium abgeschlossen zu haben. Nur mit den Social-Media-Instrumenten tun sich die meisten PR-Manager noch immer schwer: Weniger als die Hälfte (ca. 40 Prozent) schätzen ihre Kenntnisse im Umgang damit als gut ein. Nur ein Viertel glaubt, soziale Medien managen zu können.
Reputationsmanagement: Der gute Ruf zählt
In zwei Impulsvorträgen sprachen Alexandra Klemme (ERGO Versicherung) und Dr. Roland Kuntze von Telefónica Germany über die große Bedeutung des guten Rufs online und im Social Web. Aus zwei völlig verschiedenen Perspektiven betonten beide die Bedeutung von Glaubwürdigkeit und Klarheit für den nachhaltigen Aufbau von Reputation. Wie o2 in Deutschland dieses Thema angeht, beschreibt Roland Kuntze im Telefónica Blog.
Kreativität: Erkenntnisse aus der Hirnforschung
In einer kurzweiligen Keynote erklärte Prof. Manfred Spitzer, Hirnforscher und Autor des viel diskutierten Buches „Digitale Demenz“, dass Kreativität in gewisser Weise erlernbar ist. Die Funktionsweise des menschlichen Gehirns veranschaulichte er u.a. an dem Beispiel „Wer heißt Kiki, wer ist Bubu?“ – wertvolle Hinweise für die anwesenden PR-Profis, die Denkprozesse in der Zielgruppe ein Stück weit besser zu verstehen.
Strategisches Webmonitoring
Bei allen Kommunikationsmaßnahmen stellt sich gleichzeitig immer die Frage nach der Wirkung. Auch dieses Feld war Thema auf dem Kongress. Die Messung von Online- und Social-Media-Maßnahmen mutet zunächst komplexer an, als die „Offline-Wirkungsmessung“. Prof. Dr. Lothar Rolke sah aber einen entscheidenden Vorteil: Er nannte den Kommunikationsspezialisten in vielen Beispielen die Ergebnisse teilweise kostenloser Tools, mit denen es recht einfach ist, sich einen groben Überblick über die Wirkung von Online-Maßnahmen zu verschaffen. Nicht ohne den obligatorischen Hinweis, dass man für Auftragsarbeiten für weitere Details stets offen sei 🙂
Das Jahr im Medienrückblick
Als Abschluss der beiden themenreichen Kongresstage diskutierten Giovanni di Lorenzo (DIE ZEIT), Dr. Willi Steul (DeutschlandRadio), Steffen Klusmann (FTD) und Ines Pohl (taz) über die Themen im vergangenen Medienjahr. Ein paar Stichpunkte daraus:
- Giovanni di Lorenzo: Wir neigen dazu, in immer kürzeren Abständen zur Treibjagd auf Personen zu rufen – diese Form der Skandalisierung ist mir unheimlich.
- Ines Pohl: Es gibt Dinge, die sind wichtiger als Bücher ehemaliger Politiker. Wir haben wahrlich andere Probleme. Wir sollten den Mut haben, auch wieder mehr dahin zu sehen, was nicht so medienwirksam ist.
- Steffen Klusmann: Wenn die Leute bestimmte Themen wie der Verrkaufsstart eines neuen Smartphones so interessiert – was bringt es dann, das Thema ignorieren zu wollen? Apple ist schon lange kein Hype mehr – es ist die Realität.
- Willi Steul: Gebührenfinanzierte Medien tun sich leichter damit, auf solche ‚medienwirksamen‘ Themen zu verzichten.
- Willi Steul: Nur wenn man gegen den Strich bürstet, entwickelt man journalistische Individualität.
- Ines Pohl: Gerüchte im Web bleiben in der Welt, allein aufgrund der Suchtreffer – an diesem Thema sollte man grundsätzlich arbeiten. Das betrifft nicht nur Personen in der Öffentlichkeit wie Bettina Wulff, sondern auch Schülerinnen und Schüler, die online gemobbt werden.
- Giovanni di Lorenzo: Wenn man an frühere Politiker-Eliten die selben Maßstäbe ansetzen würde wie bei heutigen Politikern, bliebe kaum was von der politischen Klasse übrig. Was früher vielleicht zu lasch kontrolliert wurde ist heute fast schon übertrieben.
- Steffen Klusmann: Stichwort Euro-Krise: auch wir haben keine Antwort – VWL ist eigentlich eine Sozialwissenschaft: Die Wissenschaftler können meist nur ex post entscheiden, welche Maßnahmen richtig oder falsch waren.
Moderiert wurde der Presseclub von einem – ausnahmsweise nicht ganz pünktlichen – aber wie immer gut vorbereiteten Hajo Schumacher.
Von meiner Seite nun noch ein DANKESCHÖN an die Organisatoren des Kongresses – ein gelungene Veranstatung!
Impressionen – Kommunikationskongress 2012
Unser Foto-Album steht unter Creative Commons Lizenz. Die Originale in voller Auflösung finden Sie bei Flickr unter http://www.flickr.com/photos/holgerrings/sets/72157631633798260/.
Fotos: Holger Rings